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30. Sept. 2007

 

 

 

Echinodorus horizontalis
 Rataj (1969)

 

Diese Art wurde erstmals von Rataj im Jahr 1969 beschrieben und hat auch die Revision von Haynes & Holm-Nielsen überlebt. Das Vorkommen ist im nördlichen Südamerika von Kolumbien bis Venezuela und südlich bis nach Ecuador, Peru und Brasilien. Der Namen ist von den horizontal stehenden Blattspreiten abgeleitet.  Diese Stellung ist typisch für diese Art und kommt in dieser ausgeprägten Form nur noch bei Echinodorus tunicatus vor. Leider ist E. horizontalis eine  Aquarienpflanze die in den deutschen Aquarien fast ausgestorben ist! Die wenigen  Pflanzen, die unter diesem Namen angeboten werden, sind keine echten E. horizontalis. Bisher habe ich jedenfalls noch keine echte E. horizontalis in den einschlägigen Aquariengeschäften gefunden.

Auf meiner Ecuadorreise im September/Oktober 2003 konnte ich einen natürlichen Standort von E. horizontalis auffinden. Vorwiegend wächst die Pflanze im Halbschatten der tropischen Baum/Strauchvegetation in oder am Rand von wasserführenden Flächen. An diesem Standort wuchsen die Pflanzen in flachem Wasser mit max. 30 cm Wasserhöhe, selbst nach starken Regenfällen. Sie wächst deshalb nur mit den “Füßen” im Wasser, weil die Pflanze an diesem Standort Blattstiellängen von bis zu 90 cm hatte und dann noch eine Blattspreitenlänge von fast 40 cm hatte. Die Pflanzen wuchsen in einem stark humosen Lehmboden, der sehr weich war. Die pH-Werte lagen im sauren Bereich und das Wasser wies nur eine Leitfähigkeit von ca. 90 µS auf.

Die rundlich-ovalen Blätter, die im ausgewachsenen Zustand Basallappen ausbilden (und dann als herzförmig bezeichnet werden) laufen spitz zu. Normalerweise haben meine Aquarienpflanzen 5 Nerven, wobei die Mittelnerve und die beiden inneren bis zu Spitze laufen und die äußeren in der oberen Hälfte den Blattrand erreichen. In der Natur konnte ich jedoch bis zu 11 Hauptnerven zählen. Das frisch geschobene Blatt kann bei guter Ernährung und Lichtversorgung in den ersten Tagen stark rötlich sein und ist ziemlich verschrumpelt. Es entfaltet sich dann auf die normale Blattgröße, und spätestens dann verschwindet das Rot und es tritt die hellgrüne Farbe ein. Erst dann setzt das Längenwachstum des Stängels ein und schiebt das Blatt nach oben. Am Übergang zur Blattspreite knickt der Stängel  soweit ab, dass die Blattspitze sogar nach unten zeigt. Erst später wird das Blatt dann in die endgültige horizontale Stellung gebracht. Meine größten Blätter im Aquarium waren ca. 15 cm lang und 6-7 cm breit, also erheblich kleiner als in der Natur.
Wenn man ein möglichst emers gewachsenes Blatt abschneidet und zwischen Papier flach presst und trocknet muß man im Gegenlicht neben dEchinodorus horizontalisen eigentlichen Blattadern noch durchscheinende helle Linien erkennen können, die unregelmäßige Vielecke, ähnlich einer Bienenwabe bilden. Die Linien kreuzen die Blattadern, aber sie stehen nicht mit diesen in Verbindung und werden auch nicht von ihnen beeinflußt. Diese wabenförmigen "Pellucid Markings" sind nur bei E. horizontalis und drei weiteren Arten in dieser Form vorhanden. Bei den anderen Arten mit der wabenförmigen Zeichnung sind jedoch andere Blütenstände und/oder Blätter ausgebildet.
Bei den im Handel als E. horizontalis vertriebenen Pflanzen sind diese "Pellucid Markings" in Form von Punkten oder mehr oder weniger langen Linien vorhanden, bei manchen auch gar nicht.

Zur endgültigen Klärung der Artfrage ist dann noch der Blütenstand notwendig. Der rundliche Stängel ist stets länger als die Blattstiele und kann auch über die Wasseroberfläche starr hinauswachsen, legt sich aber in der Regel nieder. Er ist im Allgemeinen unverzweigt, aber ich habe sowohl im Aquarium einen am ersten Quirl verzweigten Blütenstand gefunden, als auch in der Natur einen verzweigten Blütenstand gefunden. Normalerweise werden nur 2 bis 3 Etagen mit 3 bis maximal 6 Blüten ausgebildet, wobei in der Natur auch 4 Etagen möglich sind, die sich bei mir aber nie im Aquarium ausgebildet haben. Wenn man Glück hat erhält man pro Blütenstand bis zu 2 Adventivpflanzen, aber pro Quirl nur einen! Diese geringe Zahl mag vielleicht der eine Grund dafür sein, daß die Pflanze bei den Gärtnern nicht mehr vorhanden ist, weil zu wenig Nachkommen heraus kommen. Der andere Grund dürfte das relativ langsame Wachstum der Pflanze sein. Doch die schlechte Ausbeute pro Blütenstand muß man relativieren, weil meine Pflanze über einen längeren Zeitraum pro neugebildetem Blatt auch einen Blütenstand geschoben hat, also alle 2 bis 3 Wochen! Interessant ist, daß die Blüte sich nur einmal öffnet und das auch nur ca. zwei bis drei Stunden lang in den späten Vormittagsstunden. Spätestens am frühen Nachmittag ist die Blüte wieder vollständig geschlossen und man könnte meinen, dass sie noch nicht geblüht hat. Dieses Verhalten könnte auch ein Grund für die verbreitete Aussage sein, dass die Blüten nicht aufgehen würden, weil man meistens diese kurze Zeitspanne verpasst, besonders wenn man beEchinodorus horizontalis- offene Blueterufstätig ist. Die Blüten können sich auch unter Wasser öffnen, wobei sich dabei aber keine keimfähigen Samen bilden. Die emersen Blüten sind mit sich selbst bestäubbar und man erhält keimfähigen Samen. Dieser Samen ist von den Samen der anderen Echinodorusarten auffällig verschieden. Während die übrigen Nüsschen der Echinodoren ziemlich harte Schalen haben sind diejenigen der E. horizontalis relativ weich, man könnte gar sagen hautartig.
Entscheidend für die Echtheit von E. horizontalis sind die wabenförmigen Markierungen in den Blättern, die abgewinkelten, herzförmigen Blätter und Blütenstände mit den auffällig wenigen Etagen, die über die Blätter hinausragen.  Diese Merkmale müssen alle vorhanden sein, wenn ein Merkmal fehlt, bzw. anders ausgebildet ist, dann liegt keine echte E. horizontalis vor.
Echinodorus horizontalis ist eine typische Urwaldpflanze. Sie wurde meistens im Unterstand von Bäumen und Sträuchern gefunden, wo es dunkel war. Deshalb wird vermutet, dass die horizontale Stellung der Blätter eine Anpassung an diese Standorte ist, weil bei dieser Stellung das vorhandene schwache Streulicht aus den Baumkronen optimal ausgenutzt werden kann. Aber auch an sonnigen Stellen kann man sie noch finden, dann sind allerdings die Blätter schräg nach oben gestellt, weil sie zu viel Sonne erhalten. In der Kultur ist es jedoch nicht vonnöten, die Pflanze im Schatten anderer wachsen zu lassen. Im Gegenteil, es hat sich bewährt, wenn die Pflanzen im vollen Licht der Aquarienbeleuchtung stehen. Dies steht nicht im Widerspruch zu den natürlichen Bedingungen, weil unsere Aquarienbeleuchtung eigentlich kümmerlich ist, im Vergleich zu der Lichtmenge, die in den Tropen gefunden wird. Dort ist der Schatten immer noch relativ hell und reicht für die Pflanze aus. Außerdem wächst E. horizontalis an den natürlichen Standorten vorwiegend emers, während sie im Aquarium ja submers kultiviert wird und dabei ein hoher Lichtverlust durch das Wasser entsteht. Wenn man einen Standort im Aquarium für die Pflanze aussucht, so sollte man bedenken, dass die Pflanze wegen der horizontalen Stellung der Blätter viel Raum beansprucht. Auch der Boden sollte gut mit Nährstoffen versorgt sein, weshalb Lehmzugaben vorteilhaft sind. Bei guter Lichtversorgung braucht die Pflanze natürlich auch reichlich Kohlendioxid und Spurenelemente für ein optimales Wachstum.

Alles in allem ist Echinodorus horizontalis eine der schönsten Pflanzen. Die horizontal ausgerichteten Blätter bilden einen wohltuenden Kontrast zu den anderen aufrecht strebenden Wasserpflanzen. Leider ist diese Pflanze kaum mehr zu bekommen. Durch Hybridisierungen ist in den letzten Jahren eine Vielzahl von Kreuzungen, die ähnlich aussehen, auf den Markt gekommen und werden als E. horizontalis angeboten. Deshalb kann man auch schlecht sagen, welche Pflanzen jetzt als E. horzontalis angeboten werden. Meines Erachtens sind sogar eine ganze Reihe verschiedener Pflanzen unter diesem Namen im Handel. Aber nicht nur bei E. horizontalis ist Falschbezeichnung üblich, auch bei anderen Echinodorusarten.

Auch unter meinen Bedingungen vermehrt sich diese Art nur sporatisch, aber gelegentlich kann diese Art in meinem Pflanzenshop erworben werden.

 

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