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30. Sept. 2007

 

 

 

Echinodorus parviflorus
Rataj (1970)

 

Der Name dieser Pflanze bezieht sich auf die relativ kleinen Blüten, die kleiner als ein Zentimeter im Durchmesser haben. Diese Art ist schon seit 1957 in Deutschland in Kultur. Sie wurde damals als E. peruensis oder als E. tocantins gehandelt. Es bürgerte sich auch der deutsche Name „Schwarze Amazonas“ ein, der sich auf die feinen dunklen Querbänder der jüngeren Blätter bezog, welche bei starker Beleuchtung gebildet werden. Erst im Jahr 1970 hat der tschechische Botaniker K. Rataj sie als Echinodorus parviflorus beschrieben. Er konnte jedoch nur auf das damals vorhandene Kulturmaterial zurückgreifen, da der genaue Fundort der importierten Pflanzen bis heute unbekannt war. Weil die meisten Importe aus Bolivien und Peru kamen, wurde vermutet, dass dies auch die Heimat der Pflanze ist. Samuli Lehtonen aus Turku hat im Juli/August 2003 einige Pflanzen in Peru gefunden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit E. parviflorus sind. Er hat mir freundlicherweise ein Bild, das an diesem Standort aufgenommen wurde, für meine Homepage zur Verfügung gestellt.
Echinodorus parviflorus in Peru
In der Revision der Gattung von R. Haynes und L. Holm-Nielsen wurde wegen sehr geringer Unterschiede bei den herbarisierten emersen Pflanzen von E. grisebachhii, E. bleheri, E. amazonicus, E. amphibius und E. parviflorus nur noch eine gemeinsame Art unter dem Namen E. grisebachii anerkannt, die alle der erwähnten bisherigen Arten einschließen soll. Unter gleichen Kulturbedingungen im Aquarium sind jedoch deutliche morphologische Unterschiede feststellbar, die jedoch von den Autoren der Revision ignoriert wurden, weil sie nur herbarisierte emerse Pflanzen berücksichtigten. So müsste E. parviflorus heute eigentlich als E. grisebachii bezeichnet werden. Da sich der Name E. parviflorus bei den Aquarianer eingebürgert hat und weil ich der Meinung bin, dass es doch eine eigenständige Art ist, wird sie von mir auch heute noch so bezeichnet, um sie von den anderen Arten zu unterscheiden. Vielleicht wird in einer neuen Revision der Artstatus wieder hergestellt, oder zumindest als Unterart oder Varietät.

Die echte Echinodorus parviflorus ist im Handel fast nicht mehr zu finden. Die Pflanzen, die im Handel angeboten werden, sind eher dem Typ E. amazonicus zuzuordnen, obwohl sie auch nicht der Urform dieser Art entsprechen. Da beide Arten sich sehr ähnlich sehen, ist die ursprüngliche E. parviflorus daher allmählich aus dem Bestand verschwunden. Einer der wenigen Händler, die noch die ursprüngliche Form anbieten ist Peter Schneider aus Zuzgen in der Schweiz, der diese Form schon fast 40 Jahre in seinen Aquarien pflegt. Die Pflanze ist nicht mit der Sorte E. parviflorus ‚Tropica‘, die aus Kulturpflanzen von Sri Lanka und Singapur entstammt, vergleichbar. Es handelt sich dabei sehr wahrscheinlich um eine Mutation, die ausgelesen und weitervermehrt wurde. Diese Pflanze war die erste Sorte bei den Echinodoren gewesen, denn eine erste Beschreibung erfolgte schon 1985 in der Zeitschrift AQUA PLANTA.

Echinodorus parviflorus ist relativ leicht an eine emerse Kultur zu gewöhnen, obwohl sie ohne Zwang nicht aus dem Wasser herauswächst. Es genügt eine gut eingewachsene Topfpflanze in ein Gefäß zu stellen und den Wasserstand auf Bodenniveau abzusenken. Das Gefäß muß nur am Anfang durch Folie oder Glas abgedeckt werden, damit sich eine wasserdampfgesättigte Atmosphäre bilden kann. Die Wasserblätter werden zwar rasch zugrunde gehen, aber es bilden sich sofort emerse Blätter, die den Verlust ausgleichen. Im Verlauf von einigen Wochen kann dann durch Löcher in der Folie, bzw. durch Verschieben der Glasscheibe, die Pflanze an trockene Luft gewöhnt werden. Das Aussehen der Pflanze ist sehr stark von der Dauer der Beleuchtung abhängig. Bei mehr als 12 Stunden Beleuchtungsdauer werden kurz gestielte Blätter mit schmal lanzettlicher Blattspreite gebildet, wie wir sie auch von der Aquarienkultur her kennen. Im Kurztag, also bei weniger als 12 Stunden Beleuchtungsdauer werden die Stiele länger und die Blattspreite kürzer und rundlicher, im Extremfall sieht die Pflanze dann fast wie eine kleine Ausgabe von E. cordifolius aus. Herbarisiert (trocknen und flach pressen) man die emersen (Laub-)Blätter, so lassen sich im durchscheinenden Licht die kurzen Linien der Milchsaftkanäle (pellucid markings)erkennen.

Im Kurztag beginnt die Pflanze auch sehr leicht zu blühen, da sie ein ausgesprochener Kurztagblüher ist. Bereitwillig bilden sich an deBlüte von E. parviflorusn Quirlen auch Adventivpflanzen, die zur Vermehrung verwendet werden können. Der Blütenstand ist normalerweise nicht verzweigt (Im Gegensatz zu E. bleheri, die gern verzweigte Blütenstände ausbildet) und kann bis zu 12 Etagen und mehr als 100 cm Länge haben. Er wächst auch nicht starr aufrecht, wie bei E. grisebachii, sondern neigt sich zur Seite bzw. wächst sogar fast kriechend. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal sind neben der Größe der Blüten, dass E. parviflorus im untersten Quirl sehr kurze, maximal 15 mm lange Brakteen (Tragblätter) hat und die Blütenstiele länger sind, während die E. amazonicus meist lange Brakteen mit mehr als 25 mm Länge aufweist und nur kurze Blütenstiele besitzt. Die Blüten sind relativ klein (maximal 1 cm im Durchmesser) und haben normalerweise 9 Staubgefäße. Typisch für E. parviflorus ist, dass die Kronblätter breiter als lang und nur unwesentlich größer als die Kelchblätter sind.

Bei submerser Kultur im Aquarium werden bei Langtagbedingungen schmal lanzettliche Blattspreiten an kurzen Stielen (bis 15 cm)gebildet. Die Spreitenlänge kann dabei bis zu 30 cm Länge und bis zu 6 cm Breite erreichen. Dies ergibt schon eine stattliche Solitärpflanze, vor allem weil sehr viele Blätter mit schneller Folge gebildet werden. Die Farbe der Spreiten ist je nach Lichtdosierung mittel bis dunkelgrün. An den jungen Blättern werden bei guter Licht- und Nährstoffversorgung sehr viele feine, aber dicht gepackte dunkelbraune Querbänder (im Gegensatz zu den Pflanzen die im Handel zu finden sind, wo die dunklen Queradern gröber sind und sich noch deutlich vom hellgrünen Blatt einzeln abheben)  gebildet, die der Pflanze ein dunkles Aussehen verleihen, das auch im ausgewachsenen Zustand noch anhält und zu dem Namen „Schwarze Amazonas“ geführt haben. Unter Kurztagbedingungen werden die Blattstiele länger und die Spreiten kürzer und breiter aussehend. Dadurch wird das Stiel/Blattspreitenlängenverhältnis genau umgekehrt. Im Extremfall könnte man von rundlichen Blättern sprechen. Diese morphologischen Unterschiede sind ausschließlich Tageslängenabhängig und werden von der Temperatur nicht beeinflusst. Auch für die Unterwasserkultur gilt, dass sich Blütenstände normalerweise in oder nach einer Kurztagperiode bilden. Bei hohen Wasserständen ragen sie nicht aus dem Wasser heraus und es bilden sich keine Blüten, sondern nur Adventivpflanzen. Diese können zur Vermehrung abgetrennt und an anderer Stelle eingepflanzt werden.
Echinodorus parviflorus

Die Aquarienkultur ist bei diesen Pflanzen nicht besonders schwierig. Ich möchte sie sogar in die Gruppe von Aquarienpflanzen einordnen, die für Neueinsteiger besonders empfehlenswert ist. Die Härte des Wassers ist für eine erfolgreiche Kultur unwichtig. Temperaturen von 20 bis 27 °C sind für die Kultur optimal. Wenn man der Pflanze einen mit Lehm angereicherten Bodengrund und mittlere Lichtintensitäten bietet, sind die Grundvoraussetzungen voll erfüllt. Die Pflanze wird bald zu einem dichten Rosettenbusch heranwachsen. Die volle Schönheit der Pflanze wird man aber nur dann erzielen, wenn man ihr auch nach der Seite einen ausreichenden Platz bietet, da sie die Blätter gern nach der Seite neigt, um das Licht besser ausnutzen zu können. Starke Pflanzen können dann einen Platzbedarf von bis zu 40 cm Durchmesser haben, was bei der Einrichtungsplanung zu berücksichtigen ist. Da die Pflanze sehr starkwüchsig ist, kann es bei nicht ausreichender Spurenelementeversorgung des Bodens leicht zu Mangelerscheinungen kommen, die sich meistens durch glasige oder gelbe Blätter offenbaren. Auch braune Flecken, die dann zu Löchern auswachsen, zeigen Nährstofflücken an. Hier hilft die Nachdüngung mit komplexierten Spurenelementedüngern, die dem Aquarienwasser zugesetzt werden. Zeigt die Pflanze bei den jüngeren Blättern ihre charakteristischen schwarzen Zeichnungsmuster, so kann man davon ausgehen, dass Licht und Nährstoffe ausreichend vorhanden sind. Eine Zugabe von CO2 ist in den meisten Fällen nicht notwendig, steigert jedoch das Wachstum erheblich. Die Sorte E. parviflorus ‚Tropica‘ ist hingegen wesentlich schwieriger zu kultivieren, weil sie hohe Ansprüche an die Licht- und Nährstoffversorgung stellt. Dafür braucht sie wegen des kompakteren Wuchses nicht so viel Platz im Aquarium.

Alles in allem ist Echinodorus parviflorus eine sehr empfehlenswerte Aquarienpflanze, die nicht das Bestreben hat, aus dem Aquarium herauszuwachsen. Sie stellt keine hohen Ansprüche an das Können des Pflegers und toleriert leichte Pflegefehler. Nur sollte man sich über den Platzbedarf im Klaren sein und sie nur in geräumigen Aquarien einsetzen. Im Handel sind meistens Pflanzen der anderen Art E. amazonicus anzutreffen, obwohl sie als E. parviflorus angeboten werden.

Gelegentlich kann diese Pflanze in meinem Shop erworben werden.

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