Echinodorus tunicatus
Small (1909)
Beim Bau des Panamakanals wurde diese Art zufällig gefunden und 1909 von Small erstmalig beschrieben. Weitere Funde bewiesen, dass diese Art auch in Costa Rica, Kolumbien, Ecuador, Peru,
Venezuela und Nordbrasilien beheimatet ist. Da der Schwerpunkt der Fundstellen in Peru, Ecuador und Kolumbien liegt dürfte es wohl schwerfallen, den Trivialnamen “Panamaschwertpflanze” wie er in
einer Aquarienzeitschrift veröffentlicht wurde, aufrechtzuerhalten.
Diese Art war bis jetzt nur durch die Herbarexemplare und den Beschreibungen bei Rataj und Haynes & Holm-Nielsen bekannt. In ganz Europa war diese Art nicht auffindbar und kaum
kannte jemand den Namen. Die Pflanzen, die unter diesem Namen angeboten wurden haben sich ausnahmslos als andere Arten herausgestellt.
Im September/Oktober reiste ich deswegen extra nach Ecuador, um diese Pflanzen zu suchen. Auch andere namhafte Fachleute hatten schon versucht, diese Pflanze zu finden, um sie dann zu
importieren und näheres
darüber zu berichten. Ich hatte das Glück als erster Aquarianer nicht nur einen Standort zu finden, sondern sogleich drei Standorte.
Echinodorus tunicatus besiedelt fast den gleichen Lebensraum wie E. horizontalis, verlangt aber offensichtlich doch etwas hellere Stellen
als diese. Allen Standorten gemeinsam ist das Vorhandensein in sumpfigen, ständig wasserführenden Gebieten, die anscheinend nur geringe Wasserstandsschwankungen aufweisen. Typische Begleitpflanzen waren
riesige Sumpfpalmen, unter deren Schatten sie wuchsen. Der Boden bestand aus einer stark humosen Schlammschicht, mit einer Falllaubauflage.
Echinodorus tunicatus besitzt die gleiche Blattform wie E. horizontalis und die gleichen netzartigen, durchscheinenden Linien. Die Größe der Blattspreite ist auch
fast die gleiche, nur die Form ist etwas schmäler. Die Pflanzen besitzen auch die Eigenschaft an stark schattigen Stellen die Blattspreiten horizontal zu stellen. Aber der Blütenstand ist völlig verschieden aufgebaut.
Während E. horizontalis einen dünnen Blütenstand hat, der stets länger als die Blätter ist, nur wenige Quirle mit wenigen Blüten hat, niederliegend wächst und fast immer Adventivpflanzen aufweist, hat E. tunicatus einen sehr starken
Stängel, der stets aufrecht wächst und kürzer als die Blätter ist. An ihm sind 3 bis 6 Etagen mit Blüten zu finden und pro Etage ist eine bis dahin unvorstellbar hohe Zahl an
Blüten bzw. Fruchtständen zu finden. An einem Blütenstand habe ich in einer Etage 58 (!) Sammelfrüchte gefunden, also waren 58 Blüten in dieser Etage vorhanden gewesen. In jeder Sammelfrucht sind ca 150 bis 200
Samen enthalten. Da die Pflanzen nicht nur einen Blütenstand pro Jahr erzeugen, kommen auf eine Pflanze mehr als 100.000 Samen pro Jahr!
Die Blüten sind ca. 2 cm im
Durchmesser und ich konnte zwischen 22 und 27 Staubgefäße zählen. Nicht eine einzige Pflanze bildete an den Blütenständen Adventivpflanzen aus, was neben anderen Hinweisen auf
eine Vermehrung hinweist, die ausschließlich durch Samen erfolgt.
Da die Pflanze sehr ähnliche Merkmale wie E. horizontalis aufweist und an einem Standort sogar mit dieser gemeinsam vorkam, hege ich die Hoffnung,
dass diese Pflanze auch für das Aquarium geeignet sein könnte. Da ich einige Rhizome mitgebracht habe, werde ich hierzu in den nächsten Monaten Versuche anstellen und dann hier berichten.
Nachtrag: Von den Rhizomen haben leider nur drei wieder ausgetrieben. Nach fast 3 Monaten ist die größte Pflanze im Aquarium ca. 25 cm hoch
gewachsen. Sie treibt regelmäßig Blätter und die Größe der Blätter nimmt noch zu. Das Höhenwachstum stockt aber momentan bei den 25 cm, so dass
ich die Hoffnung habe, dass sie nicht viel größer wird. Das wäre für das Aquarium natürlich eine akzeptable Höhe. Auch die submersen Blätter zeigen die schöne horizontale Blattstellung, ähnlich der E. horizontalis.
Nachstehend sind zwei Bilder aus den Aquarien, einmal von der großen Pflanze und einmal von der etwas kleineren.
Für einen Keimungsversuch habe ich mal Samen der Echinodorus tunicatus ausgesät. Es sind relativ viele Samen gekeimt. Nach anfänglichem zügigem
Wachstum ist momentan jedoch eine Stockung eingetreten, was aber typisch für die meisten Echinodoren ist. Nach drei Monaten sind die Sämlinge noch sehr klein, wie auf dem u.a. Bild zu sehen ist.
Nach mittlerweilen 3 jähriger Kultur mit den originalen und nachgezogenen Pflanzen kann ich folgende Aussagen zu der Pflanze machen:
E. tunicatus ist eine Art, die für eine langfristige Aquarienkultur gut geeignet ist. Sie beansprucht jedoch einen hellen Standort, an dem sie sich
möglichst ungestört ausbreiten kann. Die Blattrosette ist wesentlicher enger als bei E. horizontalis, weil sich die Blattstängel nahezu senkrecht
nach oben richten, nur das Blattwerk ist horizontal ausgerichtet. Dadurch sieht die Pflanze fast einem Schirm ähnlich. Die dunkelgrünen Blätter sind wesentlicher spitzer als bei E. horizontalis. Der Boden muss für eine
langfristige Kultur gut mit Nährstoffen versorgt sein, da die Pflanze sehr hohe Ansprüche an die Nährstoffversorgung über die Wurzeln stellt. Eine
CO2-Düngung ist empfehlenswert. Submers kultivierte Exemplare habe ich noch nicht zum Blühen gebracht, anscheinend macht sie dies nur, wenn sie emers wächst (?).
Um diese Pflanze für einen größeren Aquarienkreis zur verfügung zu stellen, wurde versucht sie durch Meristemkultur zu vermehren, da eine
Samenvermehrung für die kommerzielle Vermarktung zu kostenintensiv ist. Jetzt nach zwei Jahren ist dies gelungen und die ersten Exemplare (ca. 100
Stück) sind verkaufsfertig. Wer sich einmal mit dieser Pflanze versuchen will, kann sie über seinen Pflanzenlieferanten bestellen. Allerdings nur über
die Wasserpflanzengärtnerei GULA, die momentan exclusiv diese Pflanze vermarktet. Allerdings besteht auch die Möglichkeit über meinen Wasserpflanzenshop
auf dem Versandweg einzelne Exemplare zu erwerben.
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