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Echinodorus aschersonianus Graebner (1911)
Das Vorkommen dieser Pflanze ist im südlicheren Südamerika, Südbrasilien, Uruguay, Argentinien und Paraguay. Aufgrund dieser geographischen Verbreitung kann man davon ausgehen, daß die Art einem
jahreszeitlichen Rhytmus unterliegt. Langtag und Kurztag, Hitze und Kälte sind also für diese Pflanze nichts außergewöhnliches. Nach Reiseberichten von Aquarianern, die in diesen Breitengraden unterwegs waren, sind
im südlichen Winter Wassertemperaturen möglich, die erheblich unter den Wassertemperaturen unserer Aquarien liegen.
Bei Echinodorus aschersonianus handelt es sich offensichtlich um eine Art, die kaum in deutschen Aquarien gepflegt wird. Selbst namhafte botanische Gärten sind nicht oder nicht mehr im Besitz
dieser Pflanze. Um so glücklicher war ich, daß ich aus der gleichen Quelle wie meine E. horizontalis einige Pflanzen von einem älteren Aquarianer aus Magdeburg erwerben konnte. Herr Dr. H. Mühlberg vom botanischen
Garten Halle, der von mir ein Exemplar erhielt, hat mir die Echtheit bestätigt.
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Echinodorus aschersonianus ist je nach den Kulturbedingungen eine kleinere bis mittelgroße Art, die nach meinen Erfahrungen für den Vordergrund größerer Becken oder im Mittelgrund kleinerer Becken
geeignet ist. Was mich immer wieder erstaunt, ist die Vielgestaltigkeit der Pflanze in Abhängigkeit von den Kulturbedingungen. Ich habe kurz
gestielte Blätter, aber auch ausgesprochen langstielige Blätter erlebt, die unter Langtagbedingungen bei viel Licht und nahrhaftem Bodengrund sogar
aus dem Wasser herauswuchsen. Die Blattspreite variiert von rundlich eiförmig bis hin zu schmal lanzettlich. In submerser Kultur werden nach meinen Erfahrungen fast nur Blätter ohne Basallappen ausgebildet,
während in emerser Kultur Basallappen ausgebildet werden, so daß man herzförmige Blätter erkennen kann. Bisher habe ich Stiellängen von 1 cm Länge aber auch von fast 40 cm Länge erhalten können. Meine größte
Blattbreite war ca. 5 cm und die größte Blattlänge ca. 12 cm. , bei submerser Kultur. In der Literatur wird auch von größeren Blättern berichtet. In Aquarienkultur kann auch ein leicht gewellter Rand
beobachtet werden, der aber auch glatt sein kann. Die Pflanze ist ein ausgesprochener Lichtfanatiker. Ich habe mehrmals beobachten können, daß bei einer Beschattung durch größere Pflanzen das Wachstum sofort zu
stagnieren beginnt und die Blätter sogar kleiner werden. Wenn dann keine Freistellung erfolgt, muß mit dem Verlust der Pflanze gerechnet werden!
So ist es mir bisher auch nur dann gelungen, einen Blütenstand zu erhalten, wenn große Lichtintensitäten mit Langtagbedingungen geboten wurden. Der rundliche Blütenstandsstängel kann unter guten Bedingungen bis zu
einem 3/4 m lang werden und zwei bis drei Etagen haben. Er wächst bei ausreichendem Platz nicht über die Wasseroberfläche hinaus, sondern biegt sich bogenförmig nach unten, so daß die Adventivpflänzchen keine Mühe
haben von selbst anzuwurzeln.
Ich kultiviere meine Pflanzen auf einem nahrhaften Lehm/Sand-Unterboden, der mit ca. 2 cm feinen bis mittleren Sand abgedeckt ist. Reiner Sandboden wird nicht so gern akzeptiert, die
Pflanzen kümmern dann. In meinen Aquarien sind normale Warmwassertemperaturen von 22 bis 28 Grad vertreten, ich habe bei allen Temperaturen gleich gutes Wachstum beobachtet. Interessant ist meine
Erfahrung im Gartenteich. Ich habe aus purer Experimentierfreude und aus
den Klimadaten der Herkunftsländer eine Pflanze in einen Topf gesetzt und in den Gartenteich gestellt. Bei guter Sonnenbeleuchtung konnte ich rotbraune Blätter erhalten, während sie im Aquarium nur mittelgrün
bleiben. Diese Rotfäbung habe ich auch bei der Aquarienkultur mit Intensivbeleuchtung bei geringen Wasserständenerhalten. Sie tritt aber nur bei submersen Bedingungen auf, bei emerser Kultur werden selbst bei
intensivster Sonnenscheinbelichtung nur kleine herzförmige dunkelgrüne Blätter gebildet. Die Pflanzen sind Ende Oktober bei Wassertemperaturen von nur noch 7 Grad noch immer vital gewesen und
bildeten noch neue Blätter aus. Allerdings ist das Wachstum doch sehr verlangsamt. Wenn die Temperaturen noch weiter sinken, nehme ich die Pflanzen aber trotzdem herein. Wenn sie dann ins warme Wasser
kommen, wachsen sie sofort ohne Pause rasch weiter. Bei emerser Kultur halten die Pflanzen selbst hohe Temperaturen bei voller Sonnenbestrahlung
aus, aber auch sehr niedrige Temperaturen, die nur wenige Grade über dem Gefrierpunkt lagen.
Interessant ist die Wurzelbildung. Die Wurzeln haben nach einigen
Zentimetern geradem Wachstum korkenzieherartig gedrehte Wurzeln. Als weitere Beobachtung habe ich festgestellt, daß die Pflanzen fast immer im Bodengrund versunken sind. Wenn ich sie mit dem
Vegetationspunkt ebenerdig eingepflanzt habe, sind sie nach einigen Wochen bis zu zwei cm tief in den Boden hineingezogen gewesen. Ich schließe daraus, daß die korkenzieherartig
gedrehten Wurzeln dazu bestimmt sind, die Pflanze in den Boden hineinzuziehen.
Ist es mir anfangs nicht gelungen, Blütenstände zu erzielen, so habe ich in den letzten zwei Jahren den Dreh rausgefunden. Unbedingte Voraussetzung ist ein nahrhafter Bodengrund, viel Licht und Langtagbedingungen. Dann treiben sie
bereitwillig Blütenstände und man kann Adventivpflanzen heranziehen. Davor habe ich die Rhizomteilungsmethode angewendet und aus den Rhizomstückchen Austriebe erhalten. Dies ist natürlich eine sehr arbeitsaufwendige
Vermehrung, aber in Anbetracht der Seltenheit der Pflanze war es doch lohnenswert. Obwohl ich inzwischen sehr viele Blütenstände heranziehen konnte, ist es mir lange nicht geglückt, reife Samen zu
erhalten. Anscheinend ist die Pflanze nahezu selbststeril. Untersuchungen
des Pollens mit dem Elektronenmikroskop am Max-Plank-Institut für Züchtungsforschung haben gezeigt, dass die meisten Pollen anscheinend nicht fähig sind, die Samenanlagen zu befruchten. Erst nach
vielen Versuchen mit unterschiedlichen Bestäubungsmethoden habe ich im Sommer 2002 bei im Freiland kultivierten Exemplaren an einem Blütenstand an zwei Blüten reifende Nüsschen entdecken können. Nach der Abreife habe ich von zwei
Blüten insgesammt 5 Nüsschen ernten können, die normal ausgebildet waren. Alle anderen Fruchtblätter sind anscheinend nicht befruchtet worden, bzw. die Samenanlage ist abgestorben. Ich will jetzt
versuchen, ob ich von diesen Nüsschen auch Pflanzen heranziehen kann.
Noch leichter erhält man Blütenstände, wenn man emers, also in Sumpfkultur seine Pflanzen heranzieht.Das ist gar nicht so schwierig. Die Pflanze topfe ich zunächst in einen Topf mit Pflanzerde um,
und lasse sie dann nochmals unter Wasser anwachsen, bis sich zwei oder drei Blätter gebildet haben, damit nicht mehrere Parameter zu gleicher Zeit geändert werden. Dann habe ich den Topf in ein Wasserbad gestellt und eine duchsichtige Plasiktüte darüber gestülpt, damit eine
wasserdampfgesättigte Atmosphäre entsteht, und die Pflanze auf ein Fensterbrett gestellt. Nachdem weitere Blättchen geschoben haben, entferne ich die Plastiktüte . Die Blätter werden dunkelgrün und
haben eine herzförmige Gestalt und sind von kräftigerer Struktur wie die Unterwasserblätter. Schon bald wird man Blütenstände erhalten, wenn die Beleuchtungsdauer mehr als 12
Stunden beträgt. Besondere Ansprüche an die Luftfeuchte stellt die Pflanze nicht, man kann sie bei normaler Zimmertemperatur und Luftfeuchte halten.
Von einem langjährigen Aquarianer habe ich eine Echinodorus erhalten, die er schon seit Jahrzehnten als E. aschersonianus pflegt. Da mir Herr Dr.
Mühlberg von einer anderen Sippe bereits erzählt hat, habe ich sie mitgenommen. Wegen unterschiedlich aussehender Blätter habe ich dieser Pflanze erstmal den Arbeitsnamen Echinodorus spec. (aschersonianus)
gegeben, bis eine endgültige Bestimmung erfolgt ist. Zu sehen ist die Pflanze auf einer eigenen Seite.
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