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30. Sept. 2007

 

 

Die emerse Kultur von Echinodoruspflanzen

 

Die Vorfahren der Pflanzen aus der Gattung Echinodorus sind ursprünglich normale Landpflanzen gewesen. Um sich gegenüber anderen Pflanzen behaupten zu können haben sie sich jedoch auf feuchte Habitate spezialisiert, ja einige Arten sind sogar nur noch auf ständig überfluteten Standorten lebensfähig und haben sich teilweise an eine ständig unter Wasser befindliche Lebensweise gewöhnt. Diese Arten sind natürlich für die Aquaristik besonders wertvoll. Doch auch viele Arten, die auf zeitweise trockenfallenden Standorten wachsen, sind auch unter Wasser lebensfähig. Eine Reihe von Arten hat ihren optimalen Lebensbereich auf sumpfigen oder sogar ganz trockenfallenden Standorten. Zu diesen Zeiten vermehren sie sich besonders gern und teilweise bilden sie auch nur zu Zeiten der Trockenheit ihre Blütenstände.

Verständlicherweise brauchen diese Pflanzen einen gut mit Nährstoffen gedüngten Boden, weil sie ihren Nährstoffbedarf nur aus dem Boden beziehen können. Normale Landpflanzen brauchen zu ihrem Wachstum auch einen gut durchlüfteten Boden, weil die Wurzeln für die Arbeit der Nährstoffaufnahme Energie verbrauchen, die sie aus der Veratmung von organischen Substanzen gewinnen. Viele Sumpfpflanzen, so auch die Echinodoren, haben im Laufe ihrer Anpassung an sumpfige Standorte ein Röhrensystem bis zu den Wurzelspitzen entwickelt, durch das sie den notwendigen Sauerstoff in den Wurzelbereich transportieren, um dann dort die Energie freizusetzen. Diese besondere Bauweise befähigt also die Echinodoren auch in stark anaeroben Bodenschichten gesunde Wurzeln zu entwickeln. Daher ist es nicht notwendig, einen lockeren Bodenaufbau zu realisieren. Wären da nicht Probleme bei der Verdrängung von Bodenpartikeln, so könnten Echinodoren auch in einem reinen Tonboden wachsen. Für eine bessere Durchwurzelung ist daher der Zusatz von Sand oder anderen bodenauflockernden Materialien (Humus oder Torf) zu dem Nährstoffträger Lehm notwendig. Für eine dauerhafte Kultur ist jedoch der Sandzusatz am besten geeignet, da pH-neutral und sich nicht zersetzend. Torf oder Humuszuätze haben in einem sumpfigen Milieu leider keine gute Zersetzung, sondern sie fangen früher oder später an zu “faulen”. Dieser Prozess ist nichts anderes als eine Zersetzung unter anaeroben Bedingungen. Dabei werden die sogenannten Faulgase gebildet, die wachstumsschädlich sind, weil sie oft, wie z.B. das Schwefelwasserstoffgas, sogar giftig sind. Deshalb verwende ich für meine Bodengrundmischungen vorwiegend Sand und Lehm und gebe nur kleinste Mengen an organischen Stoffen zu, vor allem sich langsam zersetzende Stoffe wie Torf oder Laubbestandteile (besonders günstig ist Buchenlaub, da es nicht zu viel Säure bildet).

Wichtig für die emerse Kultur ist aber auch, dass das Kultursubstrat ständig feucht gehalten wird, was ich durch ein Fußbad der Töpfe gewährleiste. Zu feucht kann man die Pflanzen jedenfalls nicht halten. So ist es auch durchaus Möglich, dass das Wasser auch über dem oberen Topfrand steht. Über das Wasser kann man auch eine Nachdüngung mit handelsüblichen Blumendüngern vornehmen. Dabei sollte der Stickstoffanteil stark betont sein, weil Echinodoren sehr empfänglich für hohe Stickstoffgaben sind.

Normale Zimmertemperaturen sind für die Kultur der meisten Arten ausreichend. Die Luftfeuchtigkeit ist meistens auch ausreichend, wenn die Pflanzen daran gewöhnt sind. Nur sollte man sich hüten, Pflanzen aus dem Aquarium ohne Gewöhnungsphase der Zimmerluft auszusetzen. (Siehe auch den Abschnitt Umgewöhnung). Für ein gesundes Wachstum ist jedoch eine Fußtemperatur von mindestens 20 ° C notwendig. Nur bei warmen Füßen können die Wurzeln ausreichend arbeiten. Bei kalten Füßen stagniert das Wachstum und kann sogar zu Ausfällen führen. Also notfalls das Wasserbad mit einem Heizkabel oder Heizstab anwärmen (aber nicht kochen! - Temperaturen über 27 °C vermeiden).

Licht kann für Echinodoren fast nie zu viel sein. Wenn berichtet wird, dass durch zu viel Licht Ausfälle zu beklagen seien, so beruht das nur darauf, dass durch die Sonneneinstrahlung die Temperatur zu hoch und damit auch die Luftfeuchte zu niedrig wurde. Ich kultiviere im Sommer viele meiner Echinodoren im Garten bei voller Sonneneinstrahlung und kann dabei keine Verbrennungen (natürlich nur bei akklimatisierten Pflanzen) feststellen. Doch Vorsicht im Frühjahr, wenn die Pflanzen aus der Wohnung ins Freie kommen. Möglichst dann bewölkte Tage auswählen, damit sich die Pflanzen an das viele Licht gewöhnen können! Oder man stellt den Topf erst mal in den Schatten anderer Pflanzen, so dass sie nur Stundenweise Sonnenlicht bekommen. Man wird erstaunt sein, wie ledrig die Blätter an der Luft werden und wie sie sich im vollen Sonnenlicht teilweise rot färben, obwohl sie im Aquarium nur als grüne Pflanzen bekannt sind.

Umgewöhnung von Aquarienpflanzen

Will man eine im Aquarium kultivierte Pflanze auf eine emerse Kultur umstellen, darf dies nie zu schnell erfolgen. Hier ist stets große Geduld vonnöten!

Die ganze Pflanze ist bei der Aquarienkultur darauf eingestellt, dass sie ständig vom Wasser umgeben ist. So fehlt den Blättern natürlich die Schicht gegen das zu schnelle Austrocknen der Blätter, erkennbar wenn man die Pflanze aus dem Wassere nimmt und schon nach kurzer Zeit fangen die Blätter das Welken an. Auch die Spaltöffnungen an den Blättern haben keine Schließzellen ausgebildet, um Flüssigkeitsverluste zu minimieren. Also muß der Umgewöhnungsprozess über einen längeren Zeitraum von einigen Wochen erfolgen, damit neue Blätter mit den entsprechenden Schutzvorrichtungen wachsen können.

Als erste Maßnahme sollte man die Pflanze umtopfen. Den Topf natürlich nicht zu klein, aber auch nicht überdimensioniert auswählen. Ist die Unterwasserpflanze umgetopft, wandert sie erst mal wieder ins Aquarium. Beim Umtopfen haben wir nämlich die Wurzeln schwer geschädigt. Und die werden aber dringend benötigt, um die enormen Flüssigkeitsverluste an der Luft auszugleichen. Beim Umtopfen werden die Wurzeln selbst bei vorsichtigster Arbeitsweise reduziert. Aber was noch wichtiger ist, die kleinen Haarwürzelchen, die die Hauptlast der Flüssigkeitsaufnahme haben, werden fast vollständig beschädigt und können ihre Aufgabe nur noch minimal erfüllen. Also lasse ich die Pflanze nochmal 2 bis 4 Wochen im Aquarium, damit sich wieder neue Wurzeln bilden können, die ihre Aufgabe dann voll erfüllen.

Nun wird die Pflanze aus dem Aquarium genommen und etwa ein viertel bis die Hälfte der ältesten Blätter entfernt. Die gehen sowieso bevorzugt ein und belasten die Pflanze nur mit unnötiger Transpiration. Dann geht es in das Wasserbad, wobei ich gerne für die Umgewöhnungsphase den Wasserstand ca. 2 cm über den oberen Topfrand einstelle. Dadurch wird der Vegetationspunkt noch vom Wasser bedeckt und das neue junge Blatt hat noch die Chance herauszukommen und nicht schon beim Erscheinen zu vertrocknen. Günstig ist auch, wenn man einige ältere Blätter mit den Blattspreiten noch ins Wasser eintauchen lässt, so dass sie nicht so schnell eingehen. Dann muss (ein absolutes Muss!) noch eine Haube aus durchsichtiger Folie darübergestülpt werden (oder das Aquarium mit dem abgesenten Wasserspiegel muss luftdicht abgedeckt werden) Es soll sich dann eine gespannte Luft um die Pflanze bilden, damit die Feuchtigkeitsverluste minimiert werden. Das ganze soll an einem hellen, (aber nicht gerade in voller Mittagssonne!) Platz aufgestellt sein. Und dann wieder Geduld. Es müssen sich jetzt erst mal neue Blätter bilden, die sich an die Luft gewöhnen. Es sind aber noch Übergangsblätter. Und es kann vorkommen, dass die Wasserblätter alle absterben, was aber noch nicht mit dem Absterben der Pflanze gleichzusetzen ist. Haben wir eine gesunde kräftige Pflanze, so sind noch genug Resevestoffe im Rhizom vorhanden, um neue Blätter schieben zu können.

Sind nach einigen Wochen genug neue Blätter geschoben, so kann die Abdeckung des Aquariums etwas beiseite geschoben werden oder in die Abdeckhaube können Löcher gemacht werden, damit die Luft um die Pflanze trockener wird. Das ganze dann wieder auf einige Wochen verteilen und immer mehr trockene Luft an die Pflanze lassen. Wichtig ist, in dieser Phase keine zu hohen Temperaturen durch die Sonneneinstrahlung aufkommen zu lassen.

Die Umstellung so einer Wasserpflanze wird sich also über 2 bis 4 Monate hinziehen, also nichts für Ungeduldige. Nach dieser Zeit hat man aber dann eine Pflanze, die die trockene Luft des Zimmers aushält und im Sommer auch draußen im Freien gehlten werden kann. Bei hervorragenden natürlichen Lichtverhältnissen (volles Sonnenlicht) ist es dann kein Hexenwerk, die Pflanze auch zum Blühen zu bringen.

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