Nachfolgender Artikel ist von mir in der AQUA-PLANTA 3/98, dem Informationsblatt des Arbeitskreises Wasserpflanzen veröffentlicht worden. Er wurde nur unwesentlich geändert und hier auf meiner Homepage
eingestellt, um auch die Nichtmitglieder des Arbeitskreises Wasserpflanzen zu informieren.
Die Topfkultur im Aquarium
oder
Die
Fruchtzwergekultur
Mögen Sie Fruchtzwerge? Über den süßlichen Inhalt der kleinen Becherchen kann man geteilter Meinung sein. Aber als eingefleischter Wasserpflanzenfan sollte man der Verpackung wegen diese Frage bejahen.
Die kleinen Plastikbecher, die es in unterschiedlichen Größen und auch von anderen Herstellern gibt, eignen sich hervorragend für die Kultivierung der
Aquarienpflanzen. Vor allem für die submerse Kultur der Sumpfpflanzen - denn die meisten unserer "Wasserpflanzen" sind ja eigentlich Sumpfpflanzen - gibt es keine
preiswerteren Kulturgefäße. Falls man selber keine Kleinkinder hat, die Fruchtzwerge & Co in Unmengen vertilgen, muß man eben im Bekanntenkreis sammeln gehen.
Ich verwende die kleinen Becher vorwiegend für die Anwuchskultur meiner verschiedenen Echinodorusarten. Aber auch für die "Rettungskultur"
stagnierender, bzw. kurz vor dem Exitus stehender Pflanzen sind sie geeignet. Die größeren Becher kann man sogar für eine Dauerkultur kleinerer Pflanzen verwenden.
Als Kultursubstrat verwende ich ein Lehm/Sand/Holzaschegemisch, wie ich es in der Aqua Planta 1/97 beschrieben habe. (1 Vol.-Teil Holzasche, 4 Vol.-Teile Lehm, 16
Vol.-Teile Sand). Zunächst werden ¾ des Bechers mit dieser Mischung, die gut angefeuchtet sein muß, beschickt und das restliche Viertel wird dann mit feinem
Flußsand , der gut gewaschen sein sollte, aufgefüllt. In die derart präparierten Becher werden die Pflanzen eingesetzt und in ein Aquarium versenkt.
Besonders bewährt hat sich diese Methode für die Anwuchskultur der Adventivpflanzen verschiedener Echinodorusarten. Von besonderem Vorteil ist es,
daß man selbst kleinste Zuchtaquarien damit bestücken kann. Dies ist für mich besonders wichtig, da ich ständig unter Platzmangel für meine Pflanzen leide.
Außerdem habe ich festgestellt, daß die Jungfische in den bepflanzten Aquarien schneller und gesünder heranwachsen. In den Zuchtaquarien möchte man aber
andererseits keinen festen Bodengrund einbringen, weil es dann schwieriger ist, den Kot der Fische möglichst vollständig abzusaugen. Bei der Fruchtzwergetopfkultur
kann man aber problemlos um die Becher herum mit dem Absaugschlauch fahren und so den meisten Kot entfernen. Weiterhin ist ein Umzug in andere Aquarien
sekundenschnell vollzogen. Die Pflanze samt Topf gepackt - und ins nächste Aquarium versenkt. Bei dieser Methode entfällt der Umpflanzschock, weil die
Pflanze ja mitsamt der "Wohnung" umzieht. Auch wenn man Fische aus dem Aquarium fangen will, ist die schnelle Entfernung des Aquarienbewuchses von
Vorteil. Jeder Aquarianer weiß, wie schwer es sein kann, einzelne gewünschte Fische aus dem Becken zu fangen. Wenn man aber die Bepflanzung entfernt, ist auch der
gerissenste Fisch schnell im Netz. Besonders bewährt hat sich diese Kultivierung auch für den Verkauf auf den Fischbörsen. Die Pflanzen werden einfach mitsamt
dem Topf mitgenommen und wenn sie nicht verkauft wurden, werden sie danach wieder in das Becken gestellt und wachsen weiter. Das umständliche Auspflanzen und das eventuell notwendige Wiedereinpflanzen entfällt somit.
Ein weiterer, nicht unwichtiger Einsatzbereich ist die" Rettungskultur". Kümmernde Pflanzen wachsen sehr schnell gesund, wenn sie in die kleinen Becher
gepflanzt werden und dann in Aquarien, die besonders gut wachsen (nicht jedes Aquarium wächst gleich gut) am optimalen Standort positioniert werden. So habe
ich einmal ein gebrauchtes Aquarium samt Inhalt günstig gekauft. In diesem Aquarium waren auch zwei kleinere Echinodorusarten, die ich keiner mir
bekannten Art zuordnen konnte. Nach dem Umzug sind sie auch bei mir nicht so recht gewachsen. Ich habe auch zunächst gedacht, daß es eventuell neuartige
Zwergschwertpflanzen sein könnten. Die Pflanzen wurden während einer sechsjährigen Kultur in dem eingerichteten Aquarium nicht größer als 6 - 8 cm. Andere Pflanzen sind in diesem Becken hervorragend gewachsen. Durch
zwangsweise Umgestaltung des Beckens (Umzug) habe ich sie danach in die Fruchtzwergekultur genommen und in die kleinen Aufzuchtbecken gesetzt. Dort
haben sie dann in kürzester Zeit größere und größere Blätter geschoben. Mitlerweilen sind die Pflanzen, die ich mitlerweilen als Echinodorus osiris Rataj
(1970) und Echinodorus horemanii Rataj (1970) Sorte schwarzrot identifizieren konnte, 40 bzw. 60 cm groß! (Anmerkung: Nach der neuesten Revision sind beide
Namen als Synonyme eingezogen und der polymorphen Art Echinodorus uruguayensis Arechavaleta (1903) zugeordnet worden.) So kann man aus
"Bonsai-Echinodoren" wieder gesunde große Pflanzen machen. Ähnlich gute Erfolge habe ich auch mit Pflanzen gemacht. die ich bei Zoohändlern in
halbverwestem Zustand geschenkt bekommen habe, weil sie sonst in den Abfalleimer gewandert wären. In den überwiegenden Fällen habe ich aus diesen Pflanzen in kurzer Zeit wieder gesunde Exemplare gezogen.
Chronischer Platzmangel und die Erfahrung, daß viele Pflanzen größer werden als ursprünglich angenommen, haben mich auch dazu bewogen einige
Echinodorusarten nicht mehr ortsfest in den Boden einzupflanzen, sondern in der Topfkultur zu belassen. Ein Umzug an andere Stellen oder in ein anderes Aquarium
ist dann leicht zu vollziehen und das ohne größere Grabungen und den damit verbundenen Trübungen des Wassers. Sebst größte Exemplare lassen sich in relativ
kleinen Töpfen kultivieren, wie man an dem nachstehenden Bild einer Echinodorus osiris Rataj (1970) ersehen kann.
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Auf Austellungen kann man häufig mit viel Mühe eingerichtete Aquarien und mit einer aufwendigen Bepflanzung sehen. Oberflächlich betrachtet sieht es zunächst
gut aus. Wenn man aber genau hinsieht, erkennt man sofort, daß viele der Pflanzen nicht an dem Ort gewachsen sind. Augenfälligstes Merkmal ist eine falsche Setztiefe
der Pflanzen. Um diesen Mißstand zu vermeiden habe ich eine Weiterentwicklung der Topfkultur vorgenommen. Hierzu wird der Topf mit etwas mehr Lehm gefüllt
und sodann werden zwei Halbschalen, die man durch Auftrennen eines ca. 5 cm langen Plastikrohrstückes erhalten hat, so auf den Lehm gesezt, daß sie wieder
einen Zylinder bilden. Dieser wird mit gewaschenem Sand gefüllt und die Pflanze eingesetzt. Der Topf wird dann ganz normal durchkultiviert. Will man die Pflanze
auf einer Ausstellung zeigen oder auch nur in ein Fotoaquarium für ein paar Fotos setzen, so stellt man die Pflanze mit dem Topf in das Becken, füllt Sand bis zur
Höhe der Oberkante des Zylinders auf und entfernt die beiden Halbschalen. Es sieht dann so aus, als ob die Pflanze an dieser Stelle schon immer gewachsen wäre. Auch
bei einem längeren Aufenthalt im Ausstellungsbecken gibt es keine Probleme, weil die Pflanze ohne den bekannten Umpflanzschock weiterwächst.
Bei der beschriebenen Kultivierungsmethode sind trotz Verwendung von Lehm auch noch keine Faulstellen aufgetreten. Neben dem Verzicht auf die Verwendung
organischer Beimischungen, die schnell in Fäulnis übergehen können, führe ich dies auf die sehr rasche Durchwurzelung des kleinen Topfes zurück. Die
Echinodorusarten schaffen innerhalb weniger Wochen eine vollständige Durchwurzelung. Häufig ist nach einer dreimonatigen Kultivierung der ganze Topf
mit Wurzeln durchzogen (wie auch am vorstehenden Bild ersichtlich). Dies führt meiner Meinung nach dazu, daß auch in den anaeroben Zonen keine Fäulnis auftreten kann.
Eine Belastung des Wassers mit Nährstoffen oder eine Trübung durch den Lehm wird bei der Verwendung der kleinen Plastiktöpfchen nicht beobachtet, da der Topf
nach den Seiten und nach Unten vollständig geschlossen ist. Dies steht zwar im Widerspruch zu den gewohnten Töpfen, wie wir sie aus dem Handel kennen, aber
diese Pflanzen werden ja in der Regel nur in Emerskultur mit einem Mineralwollesubstrat gezogen und da ist es wichtig, daß die Nährlösung ungehindert die Wurzeln anströmt. Hierdurch wird auch einer Wachstumsstockung
in der Emerskultur vorgebeugt. Da bei dieser Kulturmethode nur die Wurzeln mit Nährstoffen in Berührung kommen, ist in der Nährlösung auch ein
Komplettangebot einschließlich Nitraten und Phosphaten notwendig. Bei meiner Kultivierungsmethode wird die Aufnahme der im Aquarienwasser fehlenden
Nährstoffe über die Wurzeln aus dem Kultursubstrat selbst vorgenommen. Dabei werden jedoch ganz bewußt keine zusätzlichen Stickstoff- und Phosphorverbindungen in den Bodengrund mit eingebracht, denn diese sollen die
Pflanzen dem umgebenden Aquarienwasser über das Blattwerk entnehemen und so der stetigen Eutrophierung entgegenwirken.
Ich experimentiere jetzt schon einige Jahre mit meiner Fruchtzwergekultur, habe aber bisher noch keine negativen Erfahrungen gemacht. Bei mir wachsen die Pflanzen auch noch nach mehr als einem Jahr ohne erkennbare
Wachstumsstockungen. Hingegen sollen bei anderen Aquarianern bereits nach einem halben Jahr in der Topfkultur Wachstumsstockungen aufgetreten sein. Ich führe dies hauptsächlich auf den verwendeten Bodengrund zurück.
Die beobachteten Wachstumsstockungen könnten auf Nährstoffmangel im Bodensubstrat beruhen. So ein Nährstoffmangel ist bei der Verwendung von
kleinen Kulturgefäßen durchaus im Bereich des Möglichen. Je nach Größe des Topfes und Zusammensetzung des Bodengrundes könnte durch rasch wachsende
Pflanzen der Vorrat schnell aufgebraucht sein. Da aber die submers kultivierten Pflanzen sich auch durch Nährstoffe aus dem umgebenden Wasser versorgen können, ist diese Annahme nicht oder nur zum Teil zutreffend.
Eine andere Ursache könnte in einer Hemmung bzw. einer Verhinderung der Nährstoffaufnahme zu suchen sein. So eine Hemmung der Nahrungsaufnahme kann
beispielsweise durch Blockierung der Wurzelaktivität oder durch toxische Substanzen hervorgerufen werden.
Allgemein gilt, daß bei den submers lebenden Pflanzen der Nahrungstransport von der Wurzel in die oberen Organe durch einen Flüssigkeitsstrom erfolgt, der durch
den sogenannten Wurzeldruck hervorgerufen wird. Es ist ein aktiver Stofftransport, der von der Pflanze selbst - durch Verbrauch von Atmungsenergie - erzeugt wird.
Die Atmungsenergie wird durch oxidative Verbrennung von Zuckern erzeugt. Voraussetzung hierfür ist freier Sauerstoff. Aus diesem Grund wird in der Literatur
von vielen Seiten gefordert, daß im Boden eine gute Durchflutung mit sauerstoffhaltigem Wasser gewährleistet sein müsse. Ausgehend von dieser Prämisse
wird als vorherrschende Meinung in aquaristischen Kreisen behauptet, daß bei verdichtetem Boden bzw. anderweitig abgeriegeltem Wurzelraum eine Verhinderung
der Nahrungsaufnahme durch Sauerstoffmangel vorliegt und die Wachstumsstockungen hierauf zurückzuführen seien. Da aber die meisten Wasser- und Sumpfpflanzen in der Natur auch in anaeroben Böden wachsen müssen, haben
sie in den Wurzeln Sauerstoffkanäle ausgebildet und über diese kann die Wurzel bei einem anaeroben Umgebungsmedium ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden
und den notwendigen Wurzeldruck aufbauen. Sauerstoffmangel und dadurch bedingte Wachstumsstockungen ist jedenfalls nicht die Ursache für das Phänomen,
denn würde die Wachstumsstockung auf Sauerstoffmangel beruhen, müßte sie auch in meiner Topfkultur auftreten. Insbesondere weil hier gleich zwei Negativfaktoren
gleichzeitig vorhanden sind, der dichte Boden, durch den Lehm verursacht, und keinerlei Wasseraustausch durch allseitig dichte Topfwände.
Wahrscheinlicher ist eine Hemmung des Wachstums durch Stoffe, die im Verlauf des Wachstums im Topf gebildet werden und sich ansammeln. Die Entstehung ist
nicht nur durch stoffwechselbedingteVorgänge der Pflanze möglich, sondern auch durch das umgebende Medium. Im Boden findet durch Eintrag von Futterresten,
Fischexkrementen und absterbenden Pflanzenteilen eine Anreicherung von organischen Substanzen statt. Diese dienen verschiedenen Abbauorganismen als
Nahrung. Zunächst wird der im Wasser gelöste Sauerstoff verbraucht. Dadurch sinkt das Redoxpotential sehr rasch und schon kurz unterhalb der Bodenoberfläche
herrschen stark anaerobe Verhältnisse. Dadurch können die organischen Substanzen nicht mehr vollständig abgebaut werden und es entstehen organische
Säuren. Nebenher findet auch eine Denitrifikation statt. Dieser Stickstoffentzug dürfte aber keine Rolle für die Wachstumshemmung sein, da die Pflanze durch das
Aquariumwasser in der Regel genug Stickstoff bekommen kann. Die organischen Säuren rufen eine ganze Reihe von chemischen Reaktionen im Boden hervor. So ist
an erster Stelle eine Versauerung des Bodens gegeben. Dies dürfte aber nicht die alleinige Ursache für das stockende Wachstum sein, da die Pflanze selbst Säuren
produziert und auch gewisse Ausgleichsmechanismen gegen eine Übersäuerung hat. Hingegen sind die entstehenden organischen Säuren, im wesentlichen Phenole,
Humin- und Fulvosären gute Chelatoren für metallische Kationen wie z.B. Eisen, Mangan und Kupfer. Im reduzierenden anaeroben Medium findet im sauren Milieu
eine Reduzierung der im Boden vorliegenden Schwermetalle statt und diese werden durch die organischen Säuren chelatisiert, womit sie pflanzenverfügbar werden. Bei
einer hohen Konzentration zweiwertiger Metalle kann es dann zu der sogennten Mangantoxizität kommen, diese beruht auf einer Überaufnahme von Mangan zu
Lasten der Calziumaufnahme. Bekannt ist dieses Phänomen in den sehr sauren Böden der humiden Tropen, die allgemein als Lateritböden bezeichnet werden.
Durch diesen Ionenantagonismus von Mangan mit Calzium kommt es zu Mangelerscheinungen. Die Toxizitätssymptome sind Blattrandchlorosen und -nekrosen, sowie gekrümmte Blätter. (Manganmangel hingegen zeigt sich durch
Chlorosen der jüngsten Blätter und zwischen den Blattadern.)
Der gleiche Reaktionsmechanismus kann auch durch saure Wurzelausscheidungen der Pflanze selbst erfolgen.. Die Pflanze gibt mit ihren Wurzeln an das umgebende
Medium Protonen (H+-Jonen) und auch andere saure Substanzen (z.B. Zitronensäure) ab, um die Nährstoffaufnahme zu erleichtern. In unmittelbarer Nähe
von aktiven Wurzeln kann durch die Wurzelausscheidungen der pH-Wert auf 3 - 4 sinken. Bei diesen pH-Werten könnte auch ein Phosphormangel auftreten, weil sich
bei solch sauren Werten das Phosphat in Gegenwart von Metallionen zu sehr schwer löslichen Metallphosphaten verbindet. Inwieweit Phosphatfestlegungen
durch Metallionen für Wuchsstörungen sorgen können ist nicht bekannt. Im Übrigen dürfte im Aquarium ein eventueller Phorphormangel des Bodens sehr
wahrscheinlich von der Pflanze durch eine verstärkte Aufnahme aus dem Wasser ausgeglichen werden.
Entsprechend den vorherigen Ausführungen dürfte man prinzipiell davon ausgehen, daß kein Mangel an irgendwelchen Nährstoffen die Wuchsstörungen verursacht.
Mangelerscheinungen des Bodens können von den Pflanzen durch Aufnahme über die Blätter ausgeglichen werden. In der Landwirtschaft werden Mangelerscheinungen deshalb über eine sogenannte Kopfdüngung ausgeglichen.
Unterstützt wird diese Annahme auch durch die Tatsache, daß die Wuchsstörungen nicht durch eine optimale Nährstoffgestaltung des Aquarienwassers ausgeglichen
werden können. Die wahrscheinlichere Ursache für das Scheitern der meisten Topfkultivierungsversuche dürfte in einem Überangebot von einigen Nährstoffen liegen, die bei höheren Konzentrationen toxisch wirken.
Eine der Ursachen für die Anhäufung dürfte die beschriebene Versauerung des Bodens sein, auch wenn sie nur im unmittelbaren Bereich der Wurzeln auftritt. Hier
setzt wahrscheinlich die günstige Wirkung des mit Holzasche gedüngten Bodengrundes ein. Denn neben den Kalium- und Metallionen, die in der Asche
enthalten sind, werden auch Calzium- und Karbonationen dem Lehm zugeführt. Dadurch wird eine gute Pufferung des Bodens erreicht, so daß die beschriebenen
Reaktionen im sauren Medium nicht stattfinden. Zumindest wird vermutlich der Ionenantagonismus Calzum/Metalle gemindert oder verhindert.
Insoweit dürfte auch der oft beschriebene Rat, nur kalkfreien Bodengrund zu verwenden, nicht mehr haltbar sein. Natürlich sollte man keinen reinen
Muschelkalksand für den Bodengrund verwenden. Ich bin hier der Meinung, daß ein gewisser Calziumkarbonatgehalt im Bodengrund toleriert werden soll, damit
eine zu starke Versauerung des Bodens verhindert wird. Auch in der Landwirtschaft wird dem Boden Kalk zugeführt, um die Versauerung zu verhindern. Die
"Alterung" des Aquarienbodens ist sehr wahrscheinlich auf eine Versauerung des Bodens durch ungenügende Pufferung zurückzuführen. Dies dürfte die Stockung
des Wachstums bewirken und nicht die immer wieder zitierte Verdichtung des Bodens. Und hierin liegt wahrscheinlich auch die günstige Wirkung der
Bodendurchflutung. Nicht die in der Werbung angeführte Sauerstoffzufuhr zu den Wurzeln bewirkt das bessere Wachstum, sondern die Entfernung bzw. Verdünnung der entstehenden Säuren im Wurzelraum.
Zusammenfassend kann man sagen, daß eine Topfkultur im Aquarium auch mit geschlossenen Kulturgefäßen möglich ist, wenn das Bodensubstrat ausreichend
Nährstoffe in ausgewogener Zusammensetzung enthält und gut gegen eine Übersäuerung abgepuffert ist. Der Leser soll durch diesen Artikel ermutigt werden,
eigene Versuche durchzuführen und auch einmal ständig wiederholte Lehrmeinungen der Aquaristik in Frage zu stellen. Nicht immer ist eine ständig wiederholte Aussage richtig!
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