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30. Sept. 2007

 

 

 

Die Gattung Echinodorus

Die Gattung Echinodorus ist Teil der einkeimblättrigen, bedecktsamigen Pflanzen, und ist den Angiospermen, also Blütenpflanzen, zugeordnet. Sie gehört zur Familie der Alismataceae, der Froschlöffelgewächse.

Der Namensgeber für die Gattung ist unser einheimischer Froschlöffel Alisma plantago-aquatica (siehe Bild), eine weit verbreitete Wasserpflanze in Europa. Manchmal werden die rundblättrigen Echinodoren auch unter dem Trivialnamen Froschlöffel gehandelt.

Zur Familie der Froschlöffelgewächse, die über den ganzen Erdball verteilt sind, werden derzeit 11 Gattungen gezählt. Der eindeutige Schwerpunkt der Familie wird von den Gattungen Echinodorus und Sagittaria gebildet, die zusammen 3/4 der bekannten Arten umfassen. Die Gattung Echinodorus ist auf den süd- und nordamerikanischen Kontinent beschränkt. Anderslautende Meldungen, die von natürlichen Vorkommen in Afrika berichten sind nicht nachweisbar und beruhen höchstwahrscheinlich auf Fehlbestimmungen, falschen Fundortangaben oder Schlamperei bei der Herbarisierung.

Kennzeichnend und abgrenzend zu der Gattung Sagittaria, sind die Blüten, die bei Echinodorus vollständig, also zwittrig sind. Sie haben sowohl männliche (Staubgefäße) als auch weibliche (Fruchtblätter) Blütenorgane innerhalb der gleichen Blüte; während es bei Sagittaria Blüten gibt, die nur Staubgefäße haben und Blüten die nur Fruchtblätter haben. weibliche Blüte von Sagittaria latifolia
männliche Blüte von Sagittaria latifolia

Die Pflanzen sind meist mehrjährige Stauden mit rosettig angeodneten Blättern. Das entsteht dadurch, dass die Sprossachse eigentlich nur aus den Nodien besteht und die Internodien sehr stark verkürzt sind. Da an jedem Nodium ein Blatt entwickelt wird, folgen die Blätter dicht aufeinander und durch die spiralförmige Anordnung entsteht ein Kreis von Blättern. Die sehr langsam wachsende Sprossachse ist mehr oder weniger stark verdickt und enthält viele Reservestoffe, meist in Form von Stärke. Nach dem Absterben der Blätter wachsen an diesem Sprossachsenstück sprossbürtige sekundäre Wurzeln, welche das verdickte Sprossachsenstück häufig in den Bodengrund hineinziehen. Deshalb wird diese verdickte Sprossachse auch als Rhizom bezeichnet, obwohl sie keine Wurzel ist, wie man irrtümlich aus dem Namen ableiten könnte.

Die meisten Echinodorusarten sind Sumpfpflanzen, die sich den aquatisschen Lebensräumen angepasst haben und zeitweilig bzw. dauernd untergetaucht leben können. Nur wenige Arten haben sich an ständiges Unterwasserleben angepasst und sind nicht mehr an eine zeitweilige Trockenlegung gewöhnt. Sie sterben dann ab und können in vielen Fällen mit Hilfe des Rhizoms und der darin eingelagerten Reservestoffe die Trockenperiode überbrücken. Bei günstigeren Lebensbedingungen treiben dann aus schlafenden Knospen am Rhizom neue Pflanzen aus.

In Abhängigkeit von der Tageslänge und/oder klimatischen Bedingungen beginnen die Echinodoren bei zusagenden Lebensbedingungen zu blühen, um sich fortzupflanzen. Die Sproßachse bildet dann im Anschluß eines Nodiums ein lang ausgezogenes Internodium aus, das wieder in einem Nodium mündet. An diesem Nodium sind dann drei Tragblätter angeordnet, in deren Achseln Knospen sitzen, die entweder zu Blütenstielen oder zu einer weiteren Sprossachse austreiben können. Auf diese Weise können mehrere Blütenetagen gebildet werden, deren  Anzahl von der Konstitution der Pflanze und der Art abhängen. Mit der Blüte endet jedoch nicht die Rosette, weil an einem Knoten unterhalb des Blütenstandes ein neuer Sproß auswächst und so die Rosette erhalten bleibt.

Aus den Knospen in den Achseln der Tragblätter treiben dann die Blütenstiele aus, die ein weiteres Niederblatt mit einer Knospe haben an dem sie sich weiter verzweigen können. Da das Niederblatt meist sehr klein und unscheinbar ist, sieht es so aus. dass aus einem Tragblatt mehrere Blüten wachsen, was aber ein Trugschlüß ist. Auf dem mehr oder weniger langen Blütenstiel sitzen dann stets 3 grüne Kelchblätter, gefolgt von 3 weißen Kronblättern. Dann folgen die Staubblätter, die auf winzigen Stielchen ringförmig um die innen liegenden Fruchtblätter angeordnet sind. Die Staubblätter produzieren den Pollen. Die Fruchtblätter schließen eine Samenanlage ein und sind schlauchartig zu einem spitzen Griffel (Narbe) ausgezogen. Sie verholzen bei der Reifung des eingeschlossenen Samens, weshalb die Früchte der Echinodoren auch als Nüsschen bezeichnet werden. Die hohe Zahl der dicht und spiralförmig zu einem Kegel angeordneten Fruchtblätter sehen durch die spitz ausgezogenen Griffel stachelig aus, was auch zum Namen der Gattung geführt hat, denn Echinodorus heißt wörtlich übersetzt Igelschlauch.

 

Die Gattung Echinodorus ist noch eine relativ junge Gattung, die zum Großteil noch sehr schlecht ausdifferenziert ist. Es finden sich bei standortnahen Arten teilweise fließende Übergänge und durch eine große geographische Verbreitung teilweise auch Abweichungen innerhalb einer Art bis hin zu ökologischen Rassen. Die außerordentlich große Vielgestaltigkeit ein und derselben Pflanze bei unterschiedlichen Wuchsbedingungen ist ein weiteres Erschwernis bei der Einordnung einer gefundenen Pflanze zu einer bestimmten Art. In letzter Zeit wurde durch Kreuzungen verschiedener Arten eine Vielzahl von Zuchtsorten geschaffen, die teilweise mit fantasievollen und scheinbar wissenschaftlichen Namen im Handel angeboten werden, was zu einer weiteren Verwirrung führt.

 

Erstmals wurde die Gattung Echinodorus von Micheli 1881 ausführlich behandelt. Buchenau (1903) und Fasset (1955) haben Ergänzungen vorgenommen. Rataj hat dann 1975 eine umfassende Revision der Gattung und teilweise Neubestimmungen und Umbenennungen vorgenommen. Trotz frühzeitig einsetzender Kritik haben sich viele der neu vorgestellten Arten mit ihrem Namen bei den Aquarianern eingebürgert. 1994 haben dann Robert R. Haynes und Lauritz B. Holm-Nielsen erneut eine Revision der Gattung vorgenommen, bei der viele bei den Aquarianern gebräuchliche Artnamen geändert bzw. ersatzlos gestrichen wurden, weil mehrere Arten zu einer Sammelart zusammengefasst wurden. An dieser Revision ist schon kurz nach Erscheinen von verschiedenen Seiten Kritik geübt worden. Im Frühjahr 2004 erschien deshalb von Karel Rataj sen. eine erneute Revision der Gattung, bei der er einige der Änderungen von Haynes & Holm-Nielsen übernahm, aber doch wieder viele der “alten” Arten rehabilitierte. Auch sind in dieser Revision einige neue Arten erschienen, so dass zur Zeit anhand dieser Revision 62 Arten, 2 Unterarten und zwei Varietäten aufgeführt werden. Die schon in der ersten Revision benutzte Einteilung in “Sektionen” erleichtert die Zuordnung einer Pflanze, hat aber keinen taxonomischen Rang. Leider hat auch diese Revision eine Reihe von systematischen Fehlern, so dass eine neue Revision erforderlich sein wird. Ein Versuch in diese Richtung wird derzeit in Finnland unternommen. Dabei wird versucht die bisherigen Erkenntnisse, die rein auf optische erkennbaren Merkmalen beruhen, durch DNA-Analysen zu unterstützen. Dies wird sicherlich in vielen zweifelhaften Fällen zu einer allgemein gültigen Aussage führen, die aber von der heutigen Auffassung auch abweichen kann. Es bleibt abzuwarten wann es soweit ist. Erste Ergebnisse, die mir aus persönlichen Mitteilungen bekannt wurden, sind vorhanden, so dass es nicht mehr Jahrzehnte dauern wird.

 

Auf der Seite Arten habe ich die derzeit bekannten Arten und auch viele Sorten aufgelistet und die von mir kultivierten Arten und Sorten besonders gekennzeichnet. Ich  habe mich bei der Namensgebung an die neueste Revision gehalten. Für eine deutliche Abgrenzung welche Pflanze nun gemeint ist, ist der vollständige wissenschaftliche Namen angegeben, d.h. auch der Name des Erstbeschreibers mit der Jahreszahl der Erstbeschreibung.

 

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